Ich möch ze Fooss noh Kölle jon.

Um die vorletzte Jahrtausendwende wurde der westliche Abschnitt dann von den Römern für Truppen- und Warentransporte genutzt, wovon die häufige Straßenbezeichnung ‚Alte Römerstraße‘ noch heute zeugt. Im Mittelalter nahm die Reisetätigkeit zu, es ging um den lukrativen Warenaustausch zwischen den Messestädten Köln und Leipzig. Aus Angst vor Überfällen bevorzugten die Pilger ebenfalls die stark frequentierten Handelsstraßen mit ihren zahlreichen Herbergen entlang der Strecke.
In Verr erfahren wir, dass 2006 nach dem Erscheinen von Hape Kerkelings Reisebericht über den Jakobsweg ‚Ich bin dann mal weg‘ ein reger Pilgerboom einsetzte, der spätestens mit der Pandemie wieder zum Erliegen kam. Und wir sind ja keine echten Pilger, lehnen dankend ab, wenn wir gefragt werden, ob wir einen Pilgerstempel möchten.

Die letzte Etappe bietet noch einmal alle Arten der Wegebeläge. Am liebsten mögen wir natürlich den weichen Waldboden, leider hatten ihn am seltensten unter den Sohlen. Am unbequemsten sind Asphalt und Grobschotter, das unsicherste Gefühl kommt auf Seitenstreifen neben stark befahrenen Straß auf.
Gelegenheit zum Waldbaden hätte der Königsforst, ein Naherholungsgebiet im Osten Kölns sein können. Der Genuss wurde jedoch durch die A4 getrübt. Auch in mehr als einem Kilometer Entfernung, blieb der Lärm unüberhörbar – ein Vorbote auf das urbane Leben und zugleich Indikator für die Rolle des Autos in unserer Gesellschaft.

Wir haben erlebt, dass das Auto auf dem Land das weitverbreitetste Fortbewegungsmittel ist, es verschafft Freiheit und Flexibilität. Und die ist gerade für junge Menschen wichtig, damit das Landleben attraktiv bleibt. Gleichwohl konnten wir zwei/dreimal von guten Bus- bzw. Ruf-Bus-Verbindungen profitieren, haben gesehen, dass engagierte Initiativen Mitfahrbänke eingerichtet haben, die aber im nebenstehenden Bild wenig Anklang finden.

Eine komfortable Alternative zum motorisierten Individualverkehr für den Alltag und vor allem auf der letzten Meile‘ ist das aber noch lange, lange nicht.
Für eine Mobilitätswende braucht es noch viel, viel stärkere Kraftanstrengungen und Anreize. So tragisch es klingen mag, vielleicht liegt in der heraufziehenden Energiekrise mit den steigenden Benzinpreisen auch eine Chance zur Umsteuerung und vor allem zum Umdenken bei der Politik und den Menschen.

Angekommen in Köln-Deutz, werden wir Zeugen eines fulminanten Sonnenuntergangs hinter Dom und Hohenzollernbrücke und erfreuen uns des munteren Treibens auf den Sitzstufen. So viele Menschen auf einmal haben wir eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen, was ist das für ein schönes Bad in der Menge.

Am Folgetag dann das Finale: Auf der Deutzer Freiheit, dem historischen Handelsweg gelangen wir zur Deutzer Brücke und überqueren den Rhein. Rechtsrheinisch geht es weiter über den Heumarkt, den Altermarkt und den Roncalli Platz zum Dom.
Trotz des touristischen Gewusels spüren wir die Erhabenheit dieses außergewöhnlichen sakralen Bauwerks. Seine Vorgängerbauten lassen sich ins 9. Jahrhundert zurück zu verfolgen. An dieser Stelle würde es zu weit führen, die spannende und wechselvolle Baugeschichte nachzuerzählen, doch nicht vorenthalten werden darf, dass der Dom 1996 von der UNESCO als eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur eingestuft und zum  Weltkulturerbe erklärt worden ist.

Zu ‚Glamour‘ kam der Dom als am 23. Juli 1164  der damalige Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die (mutmaßlichen) Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln überführte. Kaiser Friedrich Barbarossa hatte sie ihm für treue Dienste aus seiner Kriegsbeute geschenkt. Fortan war der Kölner Dom ein bedeutsamer Wallfahrtsort. Die Suche nach Spuren Elisabeths von Thüringen wird an einem Glasfenster belohnt, inmitten anderer Heiliger leuchtet sie in den Raum.
Weltliche Reminiszenzen von ihr führen zum Elisabeth von Thüringen Gymnasium, auf dem (Georgs Tochter) Meike ihre Schulzeit verbrachte.

Wir lassen uns treiben, sind überwältigt von der Reizüberflutung der Innenstadt. Samstagnachmittag, Sonne, Nachholbedarf, Fußballfans treffen aufeinander. Unsere Füße fühlen sich in Sandalen seltsam an, nackt und ungeschützt. Georgs Verdauung gibt keine Ruhe, auf dem Speiseplan bleibt alles was schmeckt gestrichen, einschließlich Kölsch. Das schmälert die Freude über ein Treffen mit (Schwägerin) Gaby nicht, die extra aus Neuss gekommen ist. Wir verbringen kurzweilige Stunden in unserem Kölner Lieblingskaffee ‚Funkhaus‘, ganz im Stil der 50-er Jahre.

Besonders schön ist das Wiedersehen mit Meike, (Schwiegersohn) Lars und (Enkelin) Maja. Bei strahlendem Sommerwetter besuchen wir die drei. Es gibt so viel zu erzählen, welche Erlebnisse wir während unserer Wanderung hatten, was sich alles seit dem letzten Besuch in Köln ereignet hat.

Es gibt viel zu erzählen, bei Kaffee und Kuchen und während eines Spaziergangs. Später erklärt uns die selbstbewusste Vierjährige was es mit den Meeresbewohnern Rochen, Seepferdchen, Quallen und vor allem aber mir den Meerjungfrauen auf sich hat.