Diethölztal – Irmgarteichen

Auf den heutigen Streckenabschnitt freuen wir uns besonders. Osmand, unser Navigationsprogramm stellt 90 % des Weges durch Waldgebiete in Aussicht. Die Realität war eine andere. Wir wandern fast ausschließlich zwischen Kahlschlägen umher. Erschütternd. Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet. Wie viele andere Regionen wurde auch das Gebiet des heutigen Naturpark ‚Sauerland Rothaargebirge‘ seit Anfang bzw. Mitte des vorletzten Jahrhunderts konsequent mit der zwar schnellwachsenden aber standortfremden Fichte aufgeforstet. Die seit einigen Jahren, als Folge des Klimawandels abnehmenden Regenmengen schwächen die Fichtenbestände und machen sie dadurch anfällig für den Befall des Borkenkäfers. Das Ergebnis sind flächendeckend abgestorbene Bäume bzw. Kahlschläge die eine Endzeitstimmung verbreiten.

Wir Wandersleute sind nicht nur um das Waldbaden ‚betrogen‘, wir laufen den ganzen Tag auf groben Schotterwegen; normale Waldwege wären den Anforderungen der schweren Forstmaschinen und der Holztransporter nicht gewachsen und so gibt es die wunderbar weich federnden Waldpfade kaum noch. Und natürlich gibt’s auf den kahlen Hängen und Kuppen weder Kühle noch Schatten, die der Wald sonst bietet. Unser Zieldorf Irmgarteichen hat aus der Not eine Tugend gemacht und einen ‚Sonnenweg‘ ausgewiesen.
Wir treffen auf ‚alte Bekannte‘ von unserer Wanderung 2019 auf dem Europawanderweg 1 von Hamburg an den Bodensee: Irmgardeichen ist ein Stadtteil von Netphen. Netphen ist uns aus 2019 in guter Erinnerung. Dort stießen (Schwägerin) Andrea und (Neffe) Timo zu uns und wir wanderten einen Tag zusammen.
Mit dem Erreichen des Naturpark ‚Sauerland Rothaargebirge‘ haben wir Hessen verlassen und Nordrhein-Westfalen erreicht. Das lässt sich auch sehr gut an der Bauweise in den Dörfern ablesen. Zwar treffen wir nach wie vor Fachwerk an, aber Dächer und zum Teil auch Fassaden sind mit Schieferschindeln bedeckt.
In den Tallagen versöhnen uns saftige Weiden und kleinere Wäldchen.


Wir übernachten im Gasthof Ley, und treffen auf die jährliche dreiwöchentliche ‚Schnitzeltour‘. Sie beginnt am 1. Tag der Sommerferien in NRW. Zu den acht dauerhaft auf der Speisekarte vertretenen Schnitzelarten kommen 12 weitere Schnitzelvarianten hinzu, adaptiert an europäische Länder.

Das Schnitzel, welches im Vorjahr am wenigsten nachgefragt wurde (Spanien) fliegt raus, dafür kommt ein neues Länderangebot (Türkei) hinzu. Wir sitzen draußen und beobachten die eintretenden Schnitzelfreunde und -freundinnen aus nah und fern. Der Andrang ist riesig, der Gasthof bis auf den letzten Platz besetzt, in fliegendem Wechsel. Als Hausgäste lassen wir uns dieses Angebot natürlich nicht entgehen und entscheiden uns für ‚Olymp‘ (Griechenland) und ‚Highlander‘ (Schottland).