Am Gasthof zum Adler in Liggeringen irritierte die (sichtbar ältere) Wandmalerei ‚Fremdenzimmer‘. Im Netz haben wir ein ‚Gästezimmer‘ gebucht. An diese Stelle passt unsere Beobachtung, dass sich der Sprachgebrauch verändert hat. In unserer Kindheit und Jugend hatten Gasthöfe sowohl im Rheinland als auch in Hessen Fremdenzimmer. Bis 2019 hat sich ein wohltuender Wertewandel vollzogen. Auf der gesamten Wanderung kamen wir nur in einem Gasthof im ‚Fremdenzimmer‘ unter, auch die Übernachtung auf dem Bauernhof war im Gästezimmer. Und da fühlt man auf dem

Bauernhof war im Gästezimmer. Und da fühlt man sich doch gleich viel willkommener als im ‚Fremdenzimmer‘. Unabhängig von dem Wandbild war es im Adler prima, bodenständige Küche und ebensolche Wirtsleute.

Unser letzter Wandertag traf so unerwartet ein wie sonst nur Weihnachten. Und er war mindestens genauso schön. Der Himmel blieb klar und blau (!), der Weg hielt nur wenige Auf- und Abstiege bereit und die waren phantastisch. Zwar war die Marienschlucht wegen Erdrutsch gesperrt, aber die kleinere Nachbarschlucht überraschte mit ungezügelter Wildheit. Der krasse Gegensatz schlägt uns im Restaurant des nahegelegenen Golfclubs in Form eines blasierten Kellners entgegen, der es ganz offensichtlich unter seiner Würde fand, Wanderern Kaffee zu servieren.

Erstaunt registrieren wir Felder mit Sojabohnen. Wie gut, dass diese nicht nur in Brasilien sondern auch im milden Klima der Bodenseeregion gedeihen.

Über weite Strecken verläuft der Weg entlang der Hangkante zum Bodensee, zu sehen ist dieser leider nur selten, selbst die Sicht von der Ruhebank reicht nur bis ins Gebüsch. Darum adressieren wir virtuell eine Empfehlung oder besser gesagt, Bitte an den Schwarzwaldverein bzw. den Bodensee Tourismusverband, doch die ein oder andere Blickachse (bei aller Liebe für Bäume und Sträucher) frei zu schneiden.

Am Nachmittag erreichen wir die Jugendherberge in Allmannsdorf, einem Vorort von Konstanz, die sich in einem ehemaligen Wasserturm befindet. Von außen wirkt sie sehr stylisch, in Bezug auf Ausstattung und Service bleibt sie allerdings hinter anderen Häusern des Deutschen Jugendherbergswerks zurück. Vor uns liegen drei wunderbare Ausklingtage.