
Der Feldberg markiert die Zäsur der Jahreszeiten: Am Mittwoch noch Top, am Freitag Fleece und am Sonntag Regencape.
Gleichzeitig ist der Feldberg die Stellschraube des E1. Bisher sind wir (mehr oder weniger geradlinig) nach Süden gegangen. Auf dem Feldberg wendet sich der E1 scharf nach Osten. Und dann geht’s erst einmal bequem bergab bis zum Schluchsee, welcher majestätisch zwischen den bewaldeten Höhen ruht.

Wir lernen, dass der Schluchsee über ein System von Kraftwerkskaskaden über 27 km Länge und 600 m Fallhöhe des Wassers mit dem Rhein verbunden ist, welches bereits seit 90 Jahren regenerativen Strom produziert: Insgesamt 120 Mio. KWh Strom pro Jahr, die den Bedarf von 70.000 Personen decken, allein aus Regen und Schmelzwasser.
Auch am Schluchsee ist Tourismus, der scheint sich aber mehr zu verlaufen, vielleicht liegt es auch an den frischen 17 Grad oder daran, dass der Ort sich schon im Nachsaisonmodus befindet.

Am 7. und 8. September gehen wir durch die Wutschschlucht. Es ist eine der spektakulärsten und grandiosesten Strecken überhaupt. Am Zugang verweist ein großes Schild darauf, dass der Weg gefährlich ist und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert.
Bei der Mündung der Haslach in die Gutach wird diese zur Wutach. Vom guten Bach zum wütenden Bach, der Name trifft die Naturgewalt ziemlich gut die uns, von Lenzkirch kommend, empfängt. Die Wutach hat in tausenden von Jahren eine tiefe Schlucht ins Keupergestein eingegraben,durch die sie als Wildbach über Felsen prescht, durch Engpässe wirbelt oder an breiteren Stellen bedächtig dahin fließt. An einer Stelle wird sie aufgestaut und ihre Power zur Energiegewinnung genutzt. Der erste Tag in der Schlucht ist sonnig warm. Immer wieder bleiben wir fasziniert bis ergriffen stehen und staunen über die Magie, die die Natur hier entfaltet.

Zur Übernachtung gibt’s nur die Schattenmühle. Beseelt kehren wir ein, erfreuen uns an Schwarzwälder Kirschtorte und Kaiserschmarrn. Am nächsten Tag regnet es, und um es gleich vorweg zu sagen, den ganzen Tag in Strömen. Die Schlucht wird immer überwältigender. Schmale, abenteuerliche Pfade, teils mit Drahtseilen gesichert oder als Stufen ins Gestein gehauen lassen uns schroffe Muschelkalkwände erklimmen, die sich mit lieblichen Aufweitungen, prasselnden Wasserfällen, dampfenden Urwäldern und malerischen Brücken abwechseln. Regelrecht ergriffen sind wir von den Feuersalamandern die unseren Weg kreuzen. Anders als andere Lurcharten zischen sie nicht davon sondern bewegen sich fast behäbig. Sie anzutreffen ist die positive Seite des Regens, denn die sonst nachtaktiven Tiere verlassen bei Regen ihre Versteckte auch am Tag. Welch‘ ein Glück. Beide haben wir noch nie einen Salamander in freier Wildbahn gesehen, erinnern uns aber voller Nostalgie und Empathie an ‚Lurchi und seine Freunde‘. Feuersalamander stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Die Schlucht ist überhaupt ein Eldorado für seltene Tier- und Pflanzenarten, wie z. B. die Wasseramsel.

Der Regen macht die Baumwurzeln glitschig und das bröckelige Kalkgestein extrem rutschig. Unsern Stöcken ist es zu verdanken, dass niemand ernsthaft ausrutscht. Der einzige Unfall ereignet sich Stunden später zwischen dem Bettpfosten und Georgs Zeh. Die Regencapes haben dicht gehalten, allein die Schuhe sind durchnässt. Wenige Tage zuvor hatten wir festgestellt, dass sie dringend Wachs benötigen. Im Gasthof Scheffellinde werden die Wanderstiefel mit Zeitungspapier ausgestopft und kommen in den Heizungskeller zum Trocknen. Die Restfeuchte bläst der Fön am nächsten Morgen weg.
Chapeau dass Ihr die schwierige Wutachschlucht bewandert habt !! Ja und tolle Fotos macht Ihr …leider so klein dass ich mich drauf freue vielleicht einige davon mal später in Groß zu sehen! Am Bodensee könnt Ihr Euch ja schon etwas an das städtische Treiben gewöhnen. Wie gehts Euch damit, wenn Ihr so aus der stilleren Natur kommt? –
Aber jetzt Prosit beim badischen Wein!!
Tara
Feuersalamandern ueber den Weg zu laufen, das ist wirklich eine Begegnung. Wie schoen fuer euch! Wir brennen darauf euren Erfahrungsbericht als Wanderfuehrer zu benutzen. Vorerst Danke dafuer, das ihr uns virtuell an eurem Abenteuer teilhaben lasst. Trotzdem freuen wir uns natuerlich auf eure Rueckkehr. Hoffentlich werden wir dich, Georg, noch wiedererkennen, mit dem langen Bart.
Vorerst aber noch viele schoene Stunden in der wunderschoenen Natur, nette Begegnungen und immer ein Dach ueber dem Kopf.
Cheers!