Wir sind aufgestiegen! Den ersten 1.000er haben wir (im wahrsten Sinne des Wortes) erschlichen. Nach der der Schwarzach-Talsperre winden sich steile steinige Waldpfade zum 1.001 m hohen Seekopf. Oben angekommen sind nicht nur unsere Shirts und Mützen schweißnass sondern auch die Rückenpolster der Rucksäcke durchgeweicht. Der Schwarzwald ist schon eine andere Liga als die bisherigen Mittelgebirge. Nicht von ungefähr ist er Sommer- und Wintertourismusgebiet, was in den Preisen der Unterkünfte deutlich zu Buche schlägt.

Die verheerenden Stürme in den 1990er Jahren haben die Fichten auf dieser und zahlreichen anderen 900er bis 1.000er Kuppen dahin gemäht. Eine Chance. Umgekippte Wurzelteller und Stämme wurden (sofern nicht vom Borkenkäfer befallen) liegen gelassen oder ragen noch als bizarre Baumskelette in den Himmel. Endzeitstimmung würden sie verbreiten, hätte sich dazwischen nicht eine Pfeifengras-, Heide- und Heidelbeerflur ausgebreitet. Hier darf sich jetzt sukzessive ein Naturwald aus Kiefern, Vogelbeeren und Buchen entwickeln, der dem Klimawandel (hoffentlich) standhält. Da die Fichte sehr vermehrungsstark ist, wird ihr Aufwuchs von den Naturpark Rangern weitestgehend entfernt, damit sie nicht wieder zur dominanten Baumart heranwächst.

Auf dem 1.140 m hohen Hornisgrinde gerät Georg ‚aus dem Häuschen‘. Dort grast eine Schaf- und Ziegenherde, darunter mehrere mächtige Geisböcke. Und ganz in der Nähe wächst ein Glückspilz, wenn das kein gutes Omen für den Aufsteiger ist was dann? Aber dann, eine Fata Morgana? Ein LKW mit Anhänger hat sich offenbar verfahren, zirkelt über den schmalen Weg, wendet und fährt weg (vermutlich zu dem unterhalb befindlichen Steinbruch). Aber die Krönung: Am Führerhaus steht in großen Lettern 1. FC KÖLN und der gleiche Schriftzug findet sich dann noch viel größer am Hänger!!! Das toppt das FC gebrandete Motorrad, das wir vor einer Weile gesehen haben um Längen.

Da die Altvorderen ihre Siedlungen (in der Regel) in den Tallagen gebaut haben, ist das Muster unserer Wanderungen immer ähnlich während die Eindrücke stets völlig unterschiedlich sind. Morgens heißt es von der Unterkunft nach oben kraxeln, oftmals erst über befahrbare Schotterwege, dann auf verschlungenen Pfaden durch den Wald. Auf den Höhen genießt man immer wieder grandiose Ausblicke und dann geht’s wieder runter in den Wald, der jedes Mal anders ist. Und dann heißt es wieder nach oben schnaufen und schon geht’s wieder leichtfüßig nach unten und nochmal und nochmal und nochmal auf und ab und endlich ganz runter zum nächsten Hotel.

In den letzten Tagen haben wir viele schöne Begegnungen, viele mit Wandernden die den Weschtweg (Westweg) gehen. Er führt von Pforzheim bis Basel und ist meist identisch mit dem E1:

☆ Da ist das junge Paar aus Hamburg Sasel, das wir bei einer Verschnaufpause treffen.

☆ Unterwegs und in den Herbergen begegnen wir Wandernden, die einen ähnlichen Rhythmus haben.

☆ Sehr anregend ist das Zusammentreffen mit den ‚Flotten Sohlen‘ einer Damen Wandergruppe mit zwei begleitenden Herren aus Oberkirch (siehe Kommentar) verlaufen.

☆ Ganz besonders ist die gemeinsame Pause mit der Eselwandergruppe. Auch sie gehen den E1, jedoch in Etappen. Während die Esel friedlich grasen, berichten die Menschen vom Glück, mit Eseln unterwegs zu sein.

☆ Einen spontanen Empfang bereiten uns die Herren von der Ortsgruppe Wolfach des Schwarzwaldvereins auf der Hohenlochhütte. Sie haben gerade den Zaun flott gemacht. Wir kriegen eine Führung und werden zu den Kaffee und Kuchen eingeladen.