Mit dem letzten Blogeintrag haben wir uns selbst gefeiert. 1.000 km – von Hamburg bis Heidelberg – zu Fuß – im Zickzack durch Deutschland! So richtig können wir das selbst gar nicht glauben. Heller Wahnsinn! Ehrlich gesagt, zu den Zutaten für das Projekt gehört neben der großen Schippe Wahnsinn bei all der Kraxelei und den Durststrecken auch eine satte Portion Leidensfähigkeit.

Wir gehen am Stock.
Pashya/ Gerti hat von Beginn an Wanderstöcke dabei, diese aber kaum (wie bescheuert), zuletzt am Kahlen Asten benutzt. Eine Wanderin gab den Impuls dazu sie wieder einzusetzen und Georg hat sich anstecken lassen und in Heidelberg Stöcke erstanden. Der Einsatz hat sich bewährt, Gewichtsverteilung und Stabilität sind besser, Knie werden entlastet und nicht zuletzt unterstützen die Sticks das‚ Achtsame Gehen‘. Der Weg ist das Ziel.

Zwischen Heidelberg und Pforzheim ändert sich der Charakter der Landschaft und unsere Stimmung. Alles in allem wird es weniger reizvoll.Hier ein kurzer Abriss unserer Erlebnisse und Beobachtungen:

☆ Erstmals auf unserer Wanderung haben Verständigungsschwierigkeiten. In einem Waldstück bei Mühlhausen treffen wir auf einen gesprächigen, älteren Jäger. Ungefragt erfahren wir einen Abriss eines Lebens über 80-jährigen Lebens. Von der wortreichen Erzählung haben wir nicht alles verstanden; Worte wie ‚äbbe‘ und ‚schaffe‘ kamen jedenfalls häufig vor und dazu ganz viele ,‘sch’s‘. Es ging auch um Dachse, die sich vor uns aber verbergen, anders als eine zarte Blindschleiche, die sich am Weg entlang schlängelte.

☆ In Dielheim streifen wir das Weinanbaugebiet Kurpfalz und übernachten wir beim Bio Winzer Goldene Gans. Hier lernen wir, dass nicht die klassischen Weinsorten sondern schädlingsresistente Sorten, angebaut werden, die ohne chemische Pestizide gedeihen. Als Schlummertrunk mündet ein trockener Brommer.

☆ In Östringen lädt die lauschige Atmosphäre eines Kiwi zum Eintauchen in die regionale Küche ein. Es gibt Maultaschen, Kartoffelsalat, Wildbratwürsten und Sauerkraut und natürlich Spätzle.

☆ Je weiter wurde nach Süden kommen umso weniger Fachwerkgebäude sehen wir. Zunehmend prägen Putzbauten mit betonter Fensterumrahmung aus Sandstein oder Farbe.

☆ Sowohl bei Mehrfamilien- wie auch bei Einfamilienhäusern sind pflegeleichte Schottervorgärten der Hit.

☆ Wie schon in anderen Regionen sind die Zumutungen des Auto- und insbesondere des Schwerlastverkehrs in den Ortschaften kaum erträglich und sicher mit verantwortlich für die Entleerung der Ortskerne.

☆ Hier, in der Nähe der Industriestädte Mannheim und Ludwigsburg treffen wir auffällig viele migrantische Ökonomien an, und das nicht nur in der Gastronomie. Sie füllen Gebäude und Läden mit neuem Leben. Gut, dass es Zuwanderung gibt.

☆ Diese Region gehört nicht zu Schwaben, aber das Schwäbische strahlt aus. Die Frühstücksbrötchen sind streng rationiert, eineinhalb pro Person, Wenn’s üppig ist auch mal zwei.

☆ Mut zur Lücke. Etwa 40 km Luftline abseits unseres Weges findet in Heilbronn die diesjährige Bundesgartenschau statt. Die kurze Überlegung zu einem Ausflug wird schnell wieder verworfen.