
Heute gehen wir über den Deister. Dieses Vorhaben flößt Respekt ein. Erstmals gilt es einen Höhenzug zu überwinden. Und die Redewendung ‚des über den Deister Gehens‘ ist auch nicht gerade vertrauenserweckend. Wir haben uns umgehört, was es damit auf sich hat: Die älteste Deutung reicht in die vorchristlichen Zeit zurück. Damals könnte der Sandsteinquader ‚Alte Taufe‘ für heidnische Menschenopfer verwendet worden sein (was aber nicht belegt ist). Zumindest war das ‚über den Deister gehen‘ angstbesetzt. Drastischer wurde der Sinn der Redewendung bei der Flucht der männlichen Bevölkerung aus dem damaligen Königreich Hannover in das Königreich Preußen, denn im Hannoverschen sollten sie an die Engländer für die amerikanischen Befreiungskriege verkauft werden. Da lohnte es sich über den Deister zu gehen.
Im gebräuchlichsten Sinne bedeutet der Spruch, dass etwas kaputt oder verloren geht, z.B. Franz Müntefering: Tausende von Arbeitsplätzen gehen über den Deister; oder ganz einfach, der Fernseher ist über’m Dreister, sprich, er ist hinüber.
Aber es gibt auch eine positive Lesart des über’n Deister Seins; im Sinne von über dem Berg sein, z.B. nach einer überstandenen Krankheit oder einer bestandenen Prüfung. Wir haben uns für Letztgenanntes entschieden und sind ein bisschen stolz den bewaldeten Höhenkamm mit seinen moderaten Auf und Ab’s nicht nur gut gemeistert sondern auch noch Inspirationen mitgenommen zu haben, z. B. an der Runine der Walburganlage Heisterberg.
Das ist die Geschichte: Wallburganlagen waren nicht nur wie allgemein angenommen Fliehburgen, in denen sich die Bevölkerung bei feindlichen Angriffen zurückzog. Bei den noch nicht christianisierten Germanen waren die Wallburganlagen Orte feierlicher Zusammenkünfte, insbesondere von Hochzeiten.
Der Weg dorthin war die Wallfahrt und bei der Feier in der Wallburgnacht kam das Blut in Wallung und es wurde Walzer getanzt. Später verhunzte die Kirche die Wallburgnacht zur Walpurgisnacht und brachte Hexen und den Teufel ins Spiel…